Wer würde einen total restaurierten MBtrac 1800 intercooler kaufen?
#1

Hallo zusammen,

mich würde mal interessieren, wer von euch sich einen total restaurierten 1800er kaufen würde. Also Motor, Getriebe, Achsen, Bremsen, Blechteile und sonstige Verschleißteile neu. So dass er dem Auslieferungszustand entspricht.


Was würdet Ihr dafür bezahlen, bzw. was wäre ein solcher Trac Wert.

Trac muss sein!
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#2

hypothetische frage...oder hast du einen?

so auf die schnelle ohne lange zu überlegen, wenn er im neuzustand wäre, würde ich 50k€ hinlegen.

man muss bedenken, was man an merkmalen zu einem gleichwertigen modernen Schlepper NICHT hat....deswegen der evtl. niedrige Preis.
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#3

Michael 900 schrieb:...man muss bedenken, was man an merkmalen zu einem gleichwertigen modernen Schlepper NICHT hat....deswegen der evtl. niedrige Preis.

Hallo Michael,

das könnte sich aber dadurch ausgleichen, dass das, was er nicht hat, auch nicht kaputtgehen kann... Big Grin

LG

Holger

406.120 '72, 440.161 '75, 440.167 '83

Die 3 MBtrac-Grundsätze:
1.) Ein MBtrac ist zwar nicht alles, aber ohne MBtrac ist alles nichts!
woraus folgt:
2.) Ein Leben ohne MBtrac ist möglich - aber sinnlos...
doch zum Glück für die vielen Nicht MBtrac Besitzer:
3.) Nur wer einen MBtrac besitzt, weiß, was allen anderen fehlt...

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#4

Heheh
Perfekte Antwort Holger!
Passt dazu dass hier in der Kante gerade ein Deutz liegengeblieben war, so einer mit 200PS, elektrik, hat sich nichts mehr bewegt.
Ohne Laptop= schlecht Big Grin


Zum 1800' er: naja, wenn man grade das passende Kleingeld parat hat, wie Michael schon sagt, so in dem Bereich.

Gruesse
Andre

--- Leistung ohne Grenzen ---
- 2x OM366 LA -
- 2x OM 352A -


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#5
RTRAC05 

...50???

Perfekt restauriert u. in "technisch" u. optisch neuwertigem Zustand, geht sowas leicht richtung das Doppelte - weil keine Verfügbarkeit u. Auswahl, aber "Bedarf" da ist!

Man muß aber auch fairerweise hinzufügen, daß viele potentielle Interessenten das garnicht möchten! Entweder weil sie Originalitätsfanatiker sind, oder damit der Preis nicht zu sehr explodiert...

greetzWink
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#6

SNOWMAN schrieb:... hier in der Kante gerade ein Deutz liegengeblieben war, so einer mit 200PS, elektrik, hat sich nichts mehr bewegt.
Ohne Laptop= schlecht Big Grin
...
Gruesse
Andre

Hallo André,

...Vier Räder und ein Pappkarton
und fertig ist der Agrotron...

aber mal im Ernst: das Problem mit Elektronikstörungen hat noch gar nicht richtig angefangen. Dabei sind heute schon nach wenigen Jahren diverse Platinen und Prozessoren nicht mehr lieferbar.

Beispiel:
An einem Schlepper mit viel Elektronik hat der Bauer mit gummistiefelbewehrtem Fuß ein Potentiometer bzw. einen Drehgeber zertrampelt.
Defektteil einzeln nicht lieferbar, da in Sub-D Technik in die Platine eingelötet.
Platine auch nicht lieferbar, da vom Hersteller nur eine bestimmte Anzahl an Defekten erwartet wurde und nur diese erwartete Anzahl Platinen auf dem Service-Lager waren.
Leider hat man bei der Schadenswahrscheinlichkeitsanalyse die Gummistiefel an plumpen Bauernfüßen nicht einkalkuliert, so dass nach 3 Jahren verbraucht war, was 10 und mehr Jahre reichen sollte.
Nachfertigung der Platine aufgrund zu geringer Stückzahl (Hauptproblem bei Schlepperelektronik) nicht rentabel, kein SMD-Hersteller dazu bereit, alle Fertigungsanlagen mit aktuellen Aufträgen belegt.

Leider hing diese Platine an ihrer Rückseite mit der Hydraulik des Schleppers zusammen.

Leider - welch ein Pech - ist die Nachfolgesteuerung mit der "alten" Hydraulikhardware nicht kompatibel, diese sollte also auch noch ausgetauscht werden.

Kosten des Gummistiefel-Fehltrittes: 15.000,- Euro.

Zum Glück kam es dann doch noch anders, weil der LaMa-Händler clever genug war, um zu erkennen, dass zwischen der alten und der neuen Platine einfach nur ein paar Drähte vertauscht waren.
Nachdem er diese "angepasst" hatte, lief die neue Platine mit der "alten" Hardware. So blieben die Kosten unter 1.000,- Euro und damit im erträglichen Bereich - wobei 1.000,- EUR für ein Poti immer noch ein stolzer Preis ist.

Das sind wie gesagt erst die Anfänge. Wenn künftig - den schnellen Taktzeiten geschuldet - die sämtlich in Dünnschicht-Technologie hergestellten Prozessoren inkontinent werden (will sagen, ihre Dotierungen nicht mehr halten können, was ein ganz normaler physikalischer Vorgang ist), dann wird es zappenduster - und nicht nur bei Traktoren, das betrifft die gesamte (dann) Oldtimerwelt aller Genres.

Es wird in 30 Jahren dann viele stehende Oldtimer geben, fahren werden nur noch sehr wenige...

Größtes dann existierendes Problem: Die Hightech-Hardware lässt sich alternativ nicht "einfach so" zum Laufen bringen...
...und niemand wird in 30 Jahren 30 Jahre alte komplexe Steuerungen nachfertigen, die zudem bei den Herstellern unter strengstem Verschluss gehalten werden...

Grüße

Holger

PS: Deutz hat sich inzwischen ganz schön gemacht. Die hier in der Gegend laufenden (zwar nur wenigen) sind durchweg zuverlässig - und neuerdings richtig sparsam.

406.120 '72, 440.161 '75, 440.167 '83

Die 3 MBtrac-Grundsätze:
1.) Ein MBtrac ist zwar nicht alles, aber ohne MBtrac ist alles nichts!
woraus folgt:
2.) Ein Leben ohne MBtrac ist möglich - aber sinnlos...
doch zum Glück für die vielen Nicht MBtrac Besitzer:
3.) Nur wer einen MBtrac besitzt, weiß, was allen anderen fehlt...

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#7

Servus Holger,

ich finde dein Beispiel schon ein bisschen überzeichnet. Solange die Leiterplatte in Ordnung ist, kann man auch jedes SMD Teil austauschen. Profis löten dir auch jeden größeren Chip aus einer Platine aus und einen neuen ein. Von Hand versteht sich. Ich habs selber auch nicht geglaubt, aber bei uns in der Fertigung (ich arbeite in einer Firma die am Standort selbst 4 SMD-Linien betreibt, weltweit sind es noch ein paar mehr) können die Leute von der Reparatur auch fest aufgelötete Pentium 3/4 Prozessoren austauschen. Oder auch andere BGAs wie z.B. Chipsätze (North- und Southbridge).

Praktisch fast unmöglich zu reparieren sind z.B. ASICs die in COB Technik mit Bonddrähten mit der Leiterplatte verbunden werden. Und anschließend das noch offen da liegende Stück Silizium zum Schutz mit Kunststoff vergossen und ausgehärtet wird.

SUB-D Stecker und Buchsen sind kein Problem auch wenn sie in SMD-Technik aufgelötet sind. Da sollte noch alles lieferbar sein, weil auch noch in unserer Firma in großen Stückzahlen verbaut wird. Allein die Leiterplatte sollte nicht gebrochen sein.

Gruß
Wolfgang
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#8
MTRAC10 

Hallo zusammen,
also das die Elektonik immer mehr verwendung in der Landtechnik und generell im Fahrzeugbau findet ist ja nun wie mit allen anderen dingen des Täglichen lebens ein Grund der Bequemlichkeit. Es ist ja wesentlich angenehmer wenn ich mein Vorgewendemanagement für meine Maschinen einmal über nen Touchscreen programiere und fretig anstastt dievrese mechanische hebel ziehen zu müssen. Für mich stellt sich nur die Frage ab wann gibt´s nen neuen Ausbildungsberuf. Der LaMa-Elektroniker. Wolli hat ja wie ich finde für den Laien wie mich sehr eindruksvoll beschrieben wie komplex das Elektronikfeld ist. Das die meisten Fehler auch günstig zu beheben sind kann ich mir auch gut vorstellen es ist eben nur die Frage ob sich der Landmaschienenhändler im Ort in einem so komplexen Themengebiet auskennt.

Ich werd wohl erstmal beim Trac bleibenWink
Das einziege was da etwas mehr richtung elektronik geht ist die Funksteuerung der Winde. Aber das sind alles noch überschaubare Systeme.

MfG
Marco
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#9

wolli schrieb:Servus Holger,

ich finde dein Beispiel schon ein bisschen überzeichnet. Solange die Leiterplatte in Ordnung ist, kann man auch jedes SMD Teil austauschen. Profis löten dir auch jeden größeren Chip aus einer Platine aus und einen neuen ein. Von Hand versteht sich. ...

Hallo Wolfgang,

ist zwar schon ein paar Jahre her, aber genau das Beispiel hat sich ganz genau so abgespielt. Grundsätzlich stimme ich aber Deinem Beitrag - zumal ich vorzeiten selbst auch mal eine Ausbildung zum Elektroniker durchlaufen habe - zu:
Natürlich kann im einen oder anderen Fall ein Profi mit dem entsprechenden Handwerkszeug auch SMD bestückte Teile ein-/auslöten, aber diesen findest Du kaum in einer üblichen LaMa-Werkstatt (zumindest jetzt noch nicht) .
Zur Zeit dürfte in vielen Werkstätten der kleinste Lötkolben noch immer einer für Dachrinnen und Kupferrohre sein... ...(ist jetzt auch etwas überzeichnet... Smile )

Und beim Hersteller würdest Du wahrscheinlich vergeblich warten, dass sich einer dazu durchringt, zu reparieren, statt einfacher und profitabler die entsprechenden Neuteile zu verkaufen...
...hier kommt zudem noch das Gewährleistungsrisiko hinzu, weshalb der Hersteller schon allein deshalb viel lieber verschrottet und neu verkauft, als repariert - was ich mit meiner heutigen Berufserfahrung sowohl im technischen, wie seit langem auch im verantwortlich verwaltenden Bereich im Maschinenbau sehr gut nachvollziehen kann. (Da hilfst Du einem zu einer preisgünstigen Lösung, diese geht aber in kurzem ohne Dein Verschulden an anderer Stelle wieder kaputt und zum Dank droht Dir der Kunde dann auf Schadensersatzklage - dass Du ihm vor kurzem erst einen Haufen Geld gespart hast, hat er schon wieder vergessen...)

Weiters ist es auch ein erheblicher Unterschied, ob Du den Background besitzt, den ein Mitarbeiter in einem Werk hat, der solche Teile herstellt und demzufolge täglich damit umgeht oder eben doch nur Anwender oder Kundendienst an solchen Teilen machst.

Wir bauen selbst Werkzeugmaschinen und setzen natürlich auch solche Technik ein (SIEMENS Sinumerik, LENZE, B&R, etc.). Unsere z. T. sehr versierten und langjährig erfahrenen Elekroniker trauen sich da aber auch nicht mehr an jedes Teil ran, bei welchem Du vielleicht noch sagen würdest, dass es noch locker ginge, auch uns stellt sich das Gewährleistungsrisiko, das im Reparaturfall einfach nicht abwägbar ist...

Der "Mechatroniker" kommt auch im Bereich Landmaschinentechnik, aber auch dieser wird eher neu machen, als reparieren, zumal dieser Ausbildungsberuf 2 halbe, aber keine ganze Ausbildung umfasst.
Gerade die handwerklichen Dinge werden hier zeitbedingt gezwungenermaßen vernachlässigt.

Nichts für ungut, mein Beispiel sollte auch eher auf die Verfügbarkeitsproblematik von elektronischen Bauteilen bei kleinen Stückzahlen (die im landtechnischen Bereich immer vorliegt), sowie die allgemein steigenden Risiken der immer schneller werdenden Prozessoren, die um der Geschwindigkeit (und der Gesetze der Physik) willen nun mal immer hauchdünner werden müssen, hinweisen, als auf dem konkreten Einzelfall als Präzedenzfall rumreiten.

Richtig interessant wird diese Problematik sowieso erst dort, wo die jährlichen Stückzahlen gerade mal einstellig sind, wie z.B. Traubenvollernter u.ä.

Grüße an alle

Holger

406.120 '72, 440.161 '75, 440.167 '83

Die 3 MBtrac-Grundsätze:
1.) Ein MBtrac ist zwar nicht alles, aber ohne MBtrac ist alles nichts!
woraus folgt:
2.) Ein Leben ohne MBtrac ist möglich - aber sinnlos...
doch zum Glück für die vielen Nicht MBtrac Besitzer:
3.) Nur wer einen MBtrac besitzt, weiß, was allen anderen fehlt...

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#10

Hallo Gemeinde,

interessante Diskussion, deshalb Klinke ich mich mal ein.

Für mich besteht das Grundproblem in der Fahrzeugelektronik ( unabhängig von Hersteller und Segment) darin, dass kein normaler Werkstattmitarbeiter mehr Herr der Lage ist. Viele verlassen sich einfach auf Erfahrungswerte und fangen an Teile zu tauschen, vom günstigen hin zum teuren.

Begründung:
Welcher Servicetechniker kann mit dem Oszilloskop ( wenn überhaupt vorhanden) richtig umgehen und elektrische Signale erfassen? Und wer kann Sie dann noch entsprechend interpretieren?
Beim CAN Bus beschränkt sich doch die Fehlersuche auf das Messen der Spannung des CAN High; meist 5 Volt. Dann weis man, da tut sich was zwischen den Steuergeräten. Den einfachen Kabelbruch kann ich damit ja noch identifizieren, aber dann ist Schluss !

Zur Ehrenrettung dieser Zunft sei aber folgendes Beispiel genannt.
In 2006 hat das Karosserie-Technische -Institut und Kassel einen neuen frisch von der Autobahn gecrashten A6 wieder aufgebaut. Man wollte u.a. Reparaturmethoden für das verwendete geschäumte Aluminium testen. Dabei musste natürlich auch die Elektrik erneuert werden. Als man das Fahrzeug gemäß Herstellervorschriften Instand gesetzt hatte, waren noch genau 159 Elektroprobleme übrig. Man wandte sich nach Ingolstadt und verband das Fahrzeug via Internet mit dem Werk. Nach zwei Tagen hatte Audi in Ingolstadt die Elektronen wieder im Griff.
Die Kosten bleiben hierbei unberücksichtigt.

Jeder muss nun selbst für sich entscheiden, wie viel Elektronik er im Fahrzeug haben möchte.

Zum Ausbildungsberuf Mechatroniker nach ein Wort.
Man hat diesen Beruf ins Leben gerufen, um das Personal für die Instandsetzung von Produktionsanlagen reduzieren zu können. Diese Leute sollten ursprünglich z.B: in der Nachtschicht einfache Arbeiten des Elektrikers sowie des Industriemechanikers erledigen können. Sie sind daher auch Elektrofachkräfte. Man hat also nie die Wissenstiefe eines ursprünglichen Ausbildungsberufs vermitteln wollen. Er ist daher auch keinen Berufsfeld direkt zugeordnet.
Nach dem ersten Hype hat sich nun das Einsatzziel eines Mechatronikers herumgesprochen, sprich die Modewelle ist durchgelaufen. Das sind auf jeden Fall meine Eindrücke aus der Zeit, wo ich Mechatroniker ausbilden durfte.

Oh je, aber zur Ausgangsfrage.

Wer einen Trac der großen Baureihe richtig aufwändig restauriert, wird ihn dann nicht einfach verkaufen. Diese Restauration ist nämlich in einer Lama-Werkstatt nicht zu bezahlen. Ein Forumsmitglied hat z.B. ca. 2000 Stunde gebraucht, bei einem Stundensatz von 40 Euro sind das 80 000 Euro plus Teilekosten.
Ob der Eröffner des Threats in seinem vermutlich jugendlichen Eifer sich über solche kalkulatorischen Dinge Gedanken gemacht hat.....???

Gruß Jan

der sich in Zukunft wieder knapper hält, versprochen.
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#11

Hallo zusammen.

Ja, das ist schon ein rechts interessantes und nachdenklich machendes Thema.

Nur bei soetwas würde es sich für den Hersteller doch anbieten einen Austauschkreislauf für diese Teile einzurichten.

Bei mir in der PKW Branche (natürlich bedeutend höhere Stückzahlen) ist das Gang und Gäbe. Gerade auch weil die Elektronik so schnelllebig ist und evtl. manche Platinen vielleicht nur 5 Jahre gefertigt werden muss das Produkt als solches aber "am Laufen" gehalten werden, weil sonst würde ja kaum einer mehr ein Fahrzeug kaufen.

Bei den Landmaschinen muss es doch auch soetwas geben. Kann ja nicht sein, dass man einen heute neu gekauften Schlepper nach zehn Jahren unter die Hecke stellen muss, weil es ein elektronisches Steuergerät nicht mehr gibt...

MfG
Andre


MB trac.

Yes we can!

-> "Mein Steckbrief" <-
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#12

Hallo Ihr Lieben alle,

macht doch Spaß, dieser Thread!

Wobei ich ja nur auf der Suche nach einem gut instandgehaltenen 1100 der alten Baureihe bin, aber so ein schöner Intercooler, das wäre auch was. Suche ja auch noch einen County 1884, aber das ist ganz andere Baustelle.

Mit der "PlötzlichNichtMehrVerfügbarkeit" haben wir vor kurzem unsere eigenen und sehr dramatischen Erfahrungen machen müssen.

Die Ursache liegt hierbei sehr oft an der mangelhaften Kommunikation zwischen Maschinen- bzw. Fahrzeughersteller einerseits und den Herstellern der Komponenten andererseits und das noch über mehrere Stufen bis hinab zum Einzelbauteilhersteller, der im Elektronikbereich leider oft in Fernost zu suchen ist - wenn man ihn denn überhaupt findet.

Es ist ja nun mal so, dass Fendt (nur ein Beispiel) sein Info-Terminal nicht im Allgäu selbst herstellt, sondern in Geisenheim fertigen lässt. Andere Komponenten, z.B. hydraulischer Natur kommen teilweise aus Vrchlabí (hieß früher mal Hohenelbe und liegt am Südzipfel des Riesengebirges).
Diese Komponentenhersteller wiederum kaufen Bauteile für diese Terminals oder Hydrauliken nochmals zu, manchmal sogar in sogenannten „Kits“, die nochmals wiederum aus Teilen verschiedenster Vorlieferanten bestehen.

Es lebe die abgeschaffte Fertigungstiefe!

Noch ein Beispiel, auch tatsächlich so vorgefallen:

In unseren Maschinen steckt in einer Baureihe die elektronische Steuerung der Hydraulik des Tischantriebes drin.
Solch ein prozessorgesteuertes Proportional-Steuerventil ist ein individuell auf die Anforderungen der von uns hergestellten Maschinen (oszillierende Achse mit Sinus-Quadrat-Rampen) angepasstes Bauteil. Obendrein ist auch unser Markt nur ein Geschehen mit kleinen Stückzahlen.

Vor etwa einem Jahr erfuhren wir – ausgelöst durch eine zur Instandsetzung an den Hydraulik-Hersteller eingesandten Steuerung, sonst hätten wir es wohl erst noch viel später mitbekommen, dass sowohl für das Steuerventil eminent wichtige Teile (u.a. die Magnete), als auch für die Steuerung ein wichtiger Prozessor (ohne kompatiblen Nachfolger) ab sofort nicht mehr lieferbar sei.

Da wir Last Order für den vorzuhaltenden Ersatzteilbedarf in der Regel erst beim Ableben unserer Maschinentype machen - oder alternativ dann, wenn ein Zulieferer rechtzeitig die Abkündigung eminenter Bauteile anzeigt, waren wir volle Breitseite getroffen.

Man stelle sich vor, man liefert gerade eben eine Neumaschine aus und erfährt drei Tage später, dass es die darin verbaute Steuerung ab sofort nicht mehr gibt. Da wir für lebende Bauteile den Ersatzteilvorrat nur in Höhe des in der Wiederbeschaffungszeit abfließenden Bedarfs plus Bedarf für den Bau von verkauften Neumaschinen vorhalten, ist klar, dass bei einer Lieferzeit von 4 Monaten der Vorrat dann auch in 4 Monaten verbraucht ist.
Und dann? Zumal obendrauf solch wichtige Teile nicht mehr verfügbar sind, dass auch Reparaturen nicht mehr möglich sind. Schlagartig von 100 auf Null!

Wie bedient man im Kundendienst jetzt die Maschinen – und vor allem: was erzählt man dem Kunden?

Der Hydraulikhersteller ist zudem nicht ein Irgendwer, sondern ein namhaftes Unternehmen mit großer Tradition in dieser Technologie. Auch er hat bis in Malaysia versucht, die Prozessoren noch aufzutreiben, jedoch vergebens.

Wir haben uns für die Flucht nach vorn entschieden: Der Kunde bekommt die Wahrheit gesagt und im Defektfall die komplette Steuerung während der Gewährleistung für ihn kostenlos, später zum Sonderpreis durch eine neue ersetzt.

Da ich im Haus auch das Thema Hydraulik samt Steuerung verantwortlich betreue, war ich hautnah involviert, so hab ich mich also aufgemacht und Hersteller abgeklappert, die in der Lage wären, für drei Maschinengrößen (unterschiedliche Literleistungen) eine komplette Hardware kurzfristig zu liefern.

Da wurden Ventile bemustert, ausprobiert, diese eigenverantwortlich geöffnet, zerlegt, Kolben im Hundertstelbereich an der eigenen Fräsmaschine modifiziert, Software „vergewaltigt“, um die oszillierende Achse mit den geforderten Eigenschaften herauszukitzeln. Es wurde nötig, hydraulische und elektronische Rampen dergestalt zu überlagern, dass am Ende das gewünschte Ziel erreicht wurde.
(Dazu muss man wissen, dass die oszillierende Achse einen Sonderfall in der Hydraulik darstellt, dafür gibt es nur wenig Standard- oder Vorzugsware.
Der Normalfall ist eine Servo-Steuerung, die eine hydraulische Achse präzise positioniert und dann in Parkstellung geht. Unsere Maschinen müssen aber ohne Stillstand umsteuern, damit sich die Gleitführungen nicht setzen und ein sog. Losbrechmoment Erschütterungen in die Achse einbringt.)

Zum Glück ist es uns in kürzester Zeit tatsächlich gelungen, eine funktionierende Alternative darstellen zu können. Nach endlosen Kolbenmodifikationen und Softwareparametrierung haben wir jetzt eine Möglichkeit, im Feld ausfallende Steuerungen auszutauschen, dass sowohl die Neumaschinenfertigung als auch der Kundendienst weiter gewährleistet ist.

Das war „rapide prototyping“ en gros und en detail in einem. Zum Glück fiel in dieser Zeit keine im Feld stehende Maschine aus, Neumaschinenlieferungen verzögerten sich immerhin um fast einen Monat...
Man stelle sich vor, wir hätten Anlagenstillstände nicht beseitigen können. Folgekosten, Produktionsausfall, etc. Dann wäre die Juristerei angeworfen worden.

Und solche Fälle sind auch bei Bauteilen mit größeren Stückzahlen an der Tagesordnung. Hersteller wie beispielsweise Baumüller redesignen infolge Bauteilabkündigungen manche Produkte während des Lebenszyklusses bis weit über 10 x hinaus. Wir als deren Kunden bekommen das gar nicht mit, weil sich diese Modifikationen innerhalb des Gehäuses abspielen...

Auch so passiert: Sämtliche Hersteller von Frequenzumrichtern bekamen bei der (ebenfalls sehr spontanen) Abkündigung eines zum „Standard“ mutierten Vektorchips vor ein paar Jahren herbe Probleme, da ganze Produktreihen in Gefahr waren...
Auch für diesen Chip wurde der gesamte Planet auf den Kopf gestellt, um zu sehen, ob irgendwo noch ein paar Chips aufzutreiben wären, damit man zumindest so lange weiterproduzieren konnte, bis das Redesign abgeschlossen war.

Alles in allem: Es ist ein Graus mit dem notwendigen Übel Elektronik...
...aber es ist nun mal der Stand der Technik...

Zu Jan's Statement über den Mechatroniker:
jan schrieb:...
Zum Ausbildungsberuf Mechatroniker nach ein Wort.
Man hat diesen Beruf ins Leben gerufen, um das Personal für die Instandsetzung von Produktionsanlagen reduzieren zu können. Diese Leute sollten ursprünglich z.B: in der Nachtschicht einfache Arbeiten des Elektrikers sowie des Industriemechanikers erledigen können. Sie sind daher auch Elektrofachkräfte. Man hat also nie die Wissenstiefe eines ursprünglichen Ausbildungsberufs vermitteln wollen. Er ist daher auch keinen Berufsfeld direkt zugeordnet.
Nach dem ersten Hype hat sich nun das Einsatzziel eines Mechatronikers herumgesprochen, sprich die Modewelle ist durchgelaufen. Das sind auf jeden Fall meine Eindrücke aus der Zeit, wo ich Mechatroniker ausbilden durfte.
...
kann ich nur meine volle Zustimmung geben.
Die Erwartungen an die "eierlegende Wollmilchs.." haben sich zum Glück so langsam relativiert. Es waren aber die in diesem Beruf Ausgebildeten am wenigsten an der Überbewertung dieses neuen Berufsbildes schuld...

In diesem Sinne liebe Grüße an alle

Holger

406.120 '72, 440.161 '75, 440.167 '83

Die 3 MBtrac-Grundsätze:
1.) Ein MBtrac ist zwar nicht alles, aber ohne MBtrac ist alles nichts!
woraus folgt:
2.) Ein Leben ohne MBtrac ist möglich - aber sinnlos...
doch zum Glück für die vielen Nicht MBtrac Besitzer:
3.) Nur wer einen MBtrac besitzt, weiß, was allen anderen fehlt...

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