(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.01.2020, 11:03 von Hartmut.)
Hallo,
ich habe ein kleines Problem mit meiner ESP. Diese habe ich demontiert ohne den Motor auf OT zu stellen. Ich habe zwar das Werkstatthandbuch, aber ich bin mir nicht sicher ob ich die ESP richtig montiert habe. Ich bin folgendermaßen vorgegangen:
1. Ventildeckel demontiert und den Motor auf OT gedreht ( das sieht man ja an den Ventilen vom 1. Zylinder
2. ESP geöffnet (Seitendeckel) und hier sollte man drehen bis der 1. Zylinder auf einspritzten steht. Das hab ich nicht verstanden. Ich konnte zwar erkennen das bei jeder Umdrehung jeder Zylinder ein Einspritzimpuls erhält, aber wie man den 1. Zylinder auf Förderbeginn stellt weis ich nicht.
Ich habe es dann einfach auf die Markierung des Zahnrats der ESP gestellt.
Kann mir jemand sagen ob das so richtig ist?
wenn du den ersten Zylinder nach dem Verdichtungshub auf OT resp. auf Förderbeginn gestellt hast ,dann passt das.
Sollte er nicht anspringen hast du dich wohl um eine Umdrehung an der Kurbelwelle geirrt, ESP passt aber.
Bitte auf keinen Fall ,wie im WWW vermittelt, das Rückhalteventil der ESP ausbauen um den Förderbeginn für den ersten Zylinder zu ermitteln.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.01.2020, 18:04 von Kramer714AS.)
Hallo,
Die Einspritzpumpe zum Motor exakt einstellen bedeutet den sogenannten Förderbeginn einzustellen. Diesen Förderbeginn exakt einzustellen lohnt sich, der Motor läuft viel besser.
Das ist aber nicht so ganz einfach.
Dazu brauch man ein gewisses Maß an Grundwissen wie das ganze funktioniert.
Ich gehe davon aus, daß sowas wie Ventilüberschneidung , Ablauf der Ventile (öffnen / schließen ) innerhalb der 4 Arbeitstakte bekannt ist.
Ebenfalls bekannt ist was OT bedeutet.
So, vereinfacht ausgedrückt ist der Förderbeginn die Stellung der Einspritzpumpe zum Motor, wann diese anfängt den Sprit zur Einspritzdüse raus zu drücken...
Das ist je nach Motortyp so ungefähr zw. 30 und 4-5 ° Kurbelwellenumdrehungen vor Erreichen des OT von Zylinder 1 der Fall, bzw. sollte der Fall sein.
Welcher Winkelgrad das genau ist, muss man in den Unterlagen zum Motor nachschauen. Das muss schon genau stimmen. Man stellt das wenn mans genau nimmt aufs Grad genau ein..
So, um diese Position einzustellen benötigt man ein sogenanntes Überlaufrohr, das ist ein Stück Einspritzleitung wo wie ein haken gebogen ist, und dann vorne schräg abgesägt ist. Das schraubt man auf den Leitungsanschluss von dem Element für Zylinder 1 der Einspritzpumpe drauf. (Das sog. Druckventil ausbauen, wo Roby erwähnt hat lassen wir mal bleiben. Das sollte man nur machen wenn man da Erfahrung drin hat, sonst ist schnell viel kaputt....)
Also :
1. Motor von Hand durchdrehen, und vorne auf die Riemenscheibe der Kurbelwelle eine Gradscheibe mit 1° Teilung aufkleben/ befestigen , und Zeiger anbauen.
2. Ventildeckel abbauen, Motor in Drehrichtung drehen, bis man Ventilüberschneidung an Zyl. 1 hat. Dann Motor ca. 270° weiter drehen.
3. Inbus Schlüssel zw. Kipphebel und Ventil klemmen, Motor weiter drehen VORSICHTIG , bis der Kolben am Ventil ansteht. => Strich machen.
Motor zurück drehen, bis der Inbus Schlüssel raus nehmen kannst. Motor wieder in Drehrichtung weiter drehen bis man ca. 30° über dem OT drüber ist.
Dann das Spiel mit dem Inbus schlüssel noch mal. Motor zurück drehen bis ansteht.
Wieder ein Strich machen.
4. Genau die Mitte zw. den beiden Strichen ist der exakte OT. => anzeichnen auf Gradscheibe. Von dem OT aus die entsprechende Gradzahl für den Förderbeginn an die Gradscheibe einzeichnen. Richtige Richtung !!! Förderbeginn ist in Drehrichtung des Motors immer VOR OT.
5. so, jetzt den Motor 1,5 Umdrehungen in Drehrichtung drehen, dann vorsichtig und langsam weiter drehen, bis der Zeiger auf der Förderbeginn Markierung steht.
6. Wenn man den Deckel auf der Seite der ESP abgebaut hat, müsste der Stößel der das Pumpenelement für Zyl. 1 betätigt ca. Bündig mit dem Gehäuse der Einspritzpumpe unten sein.
7. Wenn dir da nicht sicher bist: 2. mann, einer dreht den Motor , du schaust dir die Rollenstößel der Pumpenelemente an, wie die sich bewegen wenn der Motor gedreht wird. Wenn die Pumpe einigermaßen richtig steht, hebt der Stößel für Zyl. 1 sich gerade etwas an, wenn du am Motor auf Förderbeginn stehst.
8. So, jetzt haben wir die Hand Kraftstoff Förderpumpe an der Einspritzpumpe und fangen da an zu pumpen. immer kräftig weiter Pumpen.
9. So, wenn du die Einspritzpumpe jetzt zum Motor etwas verdrehst, wirst du sehen, daß aus dem Überlaufrohr zuerst Sprit raus kommt, und wenn du die Pumpe weiter zum Motor hin verdrehst, kommen irgendwann nur noch Tröpfchen raus...
Falls nix kommt, Pumpe etwas vom Motor weg schwenken. bis es anfängt zu laufen.
dann langsam Pumpe zum Motor verdrehen, bis nur noch kleine Tröpfchen kommen.
10. In dieser Position schraubst die ESP fest.
11. Motor nochmal durchdrehen, bis du ca. 5° Vor Förderbeginn stehst.
12. So, jetzt anfangen zu pumpen. alles weiter fleißig pumpen. ein 2. Mann dreht den Motor GAAANZ langsam in Drehrichtung weiter, bis es am Überlaufrohr nur noch Tröpfchenweise läuft.
13. wenn jetzt der Zeiger auf Förderbeginn steht, ist alles wunderbar
=> Operation beendet .... :-)
14. Wenns noch nicht passt das ganze Spiel von vorne...
15. Das braucht beim 1. Mal schon etwas viel Geduld und "Einfühlungsvermögen" ...
Übung und es klappt immer besser ....
Ich hoffe, es ist so einigermaßen verständlich...
Für detailliertere Infos müsste man ein paar Fachbücher wälzen, das ist hier so einfach nicht genauer zu beschreiben...
Sehr gut beschrieben Bernd.
Um den Förderbeginn genau zu ermitteln habe ich eine Druckleitung mit einem Kapilarröhrchen aus Glas. Dieses ist mit Gummi auf der abgesägten Druckleitung befesigt. Wenn in dem Röhrchen dann der Diesel anfängt zu steigen kann ich so ganz genau den Förderbeginn feststellen. Es geht aber auch so wie du das beschreibst.
Gruß, Michael
Das mit dem Kapillarröhrchen ist auch eine gute Idee!
Soweit ich weiß hat Kugelfischer das sogar so vorgeschrieben...
Aber diese Einspritzpumpen sind soweit ich weiß nur bei Eicher verbaut gewesen..
Hallo Roby und Bernd,
vielen Dank euch für die Hilfe!
Den Motor hab ich auf jedenfall auf OT stehen (hab ihn 2 mal durchgedreht und die Ventiele beobachtet.
Die Einstellung finde ich auch sehr Interessant das werde ich noch durchführen (die Anleitung habe ich mir schon ausgedruckt). Hab das bis jetzt nur bei einer Vespa (Roller) gemacht. Schablone mit Gradzahlen auf das Polrad und dann die Zündung entsprechend vor OT eingestellt.
Gruß
Robert
Dann wünsche ich Dir viel Erfolg!
Der Förderbeginn entscheidet zu einem ordentlichen Teil über die Motorcharakteristik.
Zu früh, dann nimmt er wiederwillig Gas an und nagelt ....
Zu spät, dann ist er richtig träge...
Da machen 2-3 Grad schon was aus, deshalb lohnt sich meiner Meinung nach der Aufwand das korrekt einzustellen. Die 2-3 Grad Abweichung hat man sonst schnell, wenn man nur nach der Markierung geht...
Ich würde noch die Einspritzdüsen kontrollieren, und das Ventilspiel prüfen.
Dann ist die Einstellung des Motors abgeschlossen.
ich will dir nicht widersprechen ,aber der Einspritzzeitpunkt ist nicht das A und O.
Allein beim 366A gibt es Unterschiede von 2-4°Grad,je nach Baumuster.
Wenn man es dann schon machen will,sollte man es richtig machen ,wie im WHB beschrieben mit einer Hochdruckpumpe.
Einige Grad zufrüh z.B. sind schädlich, der Motor geht zwar wie Sau, verbrennt aber zu heiss ,Motortemperatur steigt und die Ventile können leiden.
Zitat: Das sollte man nur machen wenn man da Erfahrung drin hat, sonst ist schnell viel kaputt....)
Das soll man nie machen ,weil dann die Einstellungen der ESP auf dem Prüfstand ,umsonst waren.......
jetzt melde ich mich nochmal zu deiner Anleitung vielleicht kannst du mir nochmals helfen
Die Ermittlung des OT Punktes habe ich nicht hinbekommen. Mein ermittelter OT-Punkt weicht sehr stark von der Markierung am Schwungrad ab (ca 5cm weit von der Markierung am Schwungrad). Mit welchen Ventil (Einlass oder Auslass) sollte man die Messung durchführen? Kann die Messung so funktionieren, da die Ventile über die Nockenwelle unterschiedlich angesteuert werden? Position des Ventils ist ja kurz vor dem OT anders als kurz nach dem OT.
Mein 2. Problem ist dass ich über die Handpumpe kein Kraftstoff aus der Einspritzleitung kommt weder Tröpfchen noch ein Strahl. Könnte es sein dass die Handpumpe dafür nicht genug Druck aufbauen kann?
Ich habe eine alte Leitung die ich schräg abgesägt habe verwendet. Die ESP habe ich auf Volllast gestellt.
Habe eine Unimog mit OM 366 haben da vor ein paar Jahren auch die Einspritzpumpe aus und wieder eingebaut.Wenn eine OT Markierung da ist, dann ist da auch OT.
Und mir der Vorförderpumpe bekommst du niemals den Diesel durch die
Stempelelemente der Einspritzpumpe, sie füllt ja nur den
"Dieselvorratsraum" nenne es mal so.Von dort nehmen die Stempel den Diesel und verdichten ihn, einfach ausgedrückt.
(26.04.2021, 16:46)rob e32 schrieb: Mein ermittelter OT-Punkt weicht sehr stark von der Markierung am Schwungrad ab (ca 5cm weit von der Markierung am Schwungrad).
Hallo Robert,
OT und Förderbeginn sind ja auch zweierlei.
Die Markierung auf der Riemenscheibe ist der Förderbeginn.
Da der Kolben pro Arbeitstakt, 2 mal den OT erreicht, muss der Motor auf die Markierung nach dem Verdichtungshub eingestellt werden.
Ich will mal etwas mutmassen, weil auf den Bildern ist es nicht genau zu erkennen, aber so wie ich das sehe (kann
auch sein das ich irre) müßte dort der sechste Stempel an der E-Pumpe am hochgehen sein und nicht der erste. Wenn
dies so wäre ist der Motor um 180 Grad verdreht. Und dann läuft der garantiert nicht. Kurz die Vorgehensweise: den ersten
Zylinder auf Förderbeginn stellen, da müssen die Ventile vom sechsten Zylinder überschneiden, heißt Auslass schließt und
Einlass öffnet und jetzt die Riemenscheibe auf FB-Markierung stellen, Roby hat ja schon dazu geschrieben. Nun an der Pumpe
drehen bis der erste Stempel anfängt hoch zu gehen, jetzt die Pumpe mit dem gelb markierten Zahn und der Nase am Gehäuse
übereinbringen und reinschieben. Wie gesagt, ich meine es sieht so aus als der sechste Stempel am hochgehen ist.
Aber ganz genau ist es auf den Bildern nicht zu erkennen.
Du schreibst:
"Bitte auf keinen Fall ,wie im WWW vermittelt, das Rückhalteventil der ESP ausbauen um den Förderbeginn für den ersten Zylinder zu ermitteln."
Warum sollte man das nicht machen?
Ich hab das bisher immer so gemacht und noch nie Probleme gehabt.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21.12.2022, 20:06 von Roby.)
(02.02.2020, 12:00)Roby schrieb: Das soll man nie machen ,weil dann die Einstellungen der ESP auf dem Prüfstand ,umsonst waren.......
Hallo Patrick,
wie oben geschrieben , weil das nachträgliche Anziehen des Druckhalteventils einen Einfluss auf die Einstellungen der Pumpenelemente hat.
Bei der Ueberholung einer ESP werden alle gereinigt ,geprüft ,evt. ersetzt und die Pumpe wird mit den entsprechenden Drehmomenten zusammen gebaut und anschliessend auf dem Prüfstand eingestellt.
Muss aus irgendeinem Grund ein Druckhalteventil oder Pumpenelement auf Prüfstand aus/eingebaut werden,müssen sämtlichen Fördervolumen aller Elemente erneut kontrolliert/eingestellt werden, da das Anzugsmoment einen grossen Einfluss auf das Gehäuse und das Pumpenelement hat.
( Wenn man sich die Zeit nimmt , das Einstellen auf dem Prüfstand anzuschauen, versteht man das sofort)
Als Schrauber weiss du ja sicher wie wichtig das Anziehen z.B. von Steuergeräten ist, falsches anziehen der Spannschrauben kann dazu führen dass der Steuerschieber klemmt.
Bei einem 2 Zylinder Oldtimer der nur ein paar Stunden zu Treffen fährt ist das vielleicht zuinteressant, gibt man aber ein paar hundert Euro für das korrekte Einstellen einer Trac-ESP aus, der noch einige tausend Stunden arbeiten soll , sollte man es nach der Anleitung im WHB machen, so viel mehr Aufwand ist das nicht.
Danke für deine ausführliche Antwort. Das war mir echt nicht bewusst. Geklappt hat es bisher, zum Glück, immer.
Mit einer Reißnadel markiere ich als die Stellung vom Anschluss zum Einspritzpumpengehäuse.